Tony Campolo berichtete in seinem Buch »Party auf Zimmer 210« von einer Freizeit für größere Jungen, die er leitete: Leute in diesem Alter haben manchmal einen sonderbaren und oft auch grausamen Humor. Das müssen dann solche Teilnehmer ausbaden, die auf irgendeine Weise nicht ins Schema passen. Entweder sind sie zu schüchtern, oder sie lassen sich allzu leicht zu Wutausbrüchen provozieren, oder – und das kommt leider oft vor – sie leiden an einer körperlichen oder geistigen Schwäche. So einen Unglücklichen picken sie sich dann heraus und weiden sich an dessen Behinderung.
Diesmal hatten sie sich Billy zum Opfer ausersehen, der nicht richtig sprechen konnte. Er sollte die Morgenandacht halten. Dann wollten sie sich daran ergötzen, wenn er kaum einen Satz herausbrachte. Tony Campolo war sehr zornig auf diese erbarmungslosen Burschen, konnte sie aber nicht aufhalten und zur Besinnung bringen. Billy aber schien das nichts auszumachen. Er schleppte sich mit seiner spastischen Behinderung zum Rednerpult, während durch die Reihen schon ein schadenfrohes Grinsen ging.
Billy brauchte geraume Zeit, bis er den ersten Satz sagen konnte: »Je…sus … liebt … mich … und … ich … liebe … Je…sus«. Das war alles, was er sagen wollte oder konnte. Als er fertig war, herrschte betretenes Schweigen. Keiner grinste mehr, viele Jungen hatten die Köpfe gesenkt, einigen waren sogar die Tränen gekommen. Es war mit einem Mal echte Betroffenheit da, wo doch bisher alle guten Worte an den Jungen einfach abgeprallt waren.
Ein spastischer Junge musste erst auftreten und eine Liebeserklärung für Jesus abgeben, um die Herzen zu berühren. Anna Schulz