»Die Menschen haben sich in einer ... immer unverständlicher werdenden Welt darauf eingerichtet, jederzeit jegliches und gar nicht zu glauben, überzeugt, dass schlechterdings alles möglich sei und nichts wahr ... Die Massenpropaganda setzt mit außerordentlichem Erfolg ein Publikum voraus, dass jederzeit bereit ist, leichtgläubig alles hinzunehmen, und sei es noch so unwahrscheinlich, und es doch nicht im mindesten verübelt, wenn der Betrug sich herausstellt, weil es offenbar jede Aussage ohnehin für eine Lüge hält«(FAZ vom 28. Februar 2020). - Das schreibt Hannah Arendt, die sich in der Welt auskannte. Sie hatte Deutschlands moralischen Zusammenbruch in den Dreißigerjahren erlebt, musste als Jüdin vor den Nazis nach Amerika fliehen und all dem Elend tatenlos zusehen, das sich in Deutschland und Europa ereignete. In vielen ihrer Bücher habe ich erkennen können, wie stark ihr Denken und ihr Verhältnis zur Welt um sie herum von den Prinzipien des Alten Testaments geprägt war, was ihre Urteilskraft oft ganz entscheidend beeinflusste.
Für uns alle, die wir in Zeiten leben, welche wir uns selbst nicht ausgesucht haben, sollte es ein Ansporn sein zu fragen, wo wir unsere Maßstäbe herholen, die wir zu unserer Orientierung brauchen, denn orientieren müssen wir uns. Man könnte das aktualisieren und fragen, welches existenzielle »Navigationssystem« wir innerlich »geladen« haben. Irgendeines haben wir ja immer. Es fragt sich nur welches. »Niemand kann zwei Herren dienen«, sagt uns z. B. Jesus (Matthäus 6,24). Wir müssen uns entscheiden, von wem oder von was wir uns durchs Leben leiten lassen wollen. Gott jedenfalls bietet uns seine gute Führung und Bewahrung an. Sein Wort, die Bibel, kann für uns zu einem Kursbuch des Lebens werden - wenn wir es lesen. Karl-Otto Herhaus