»Zeit haben?« Die Frage braucht man den allermeisten Menschen nicht zu stellen, sie sind vollkommen ausgebucht, oftmals über Jahre. Vor kurzem las ich die Überschrift eines Artikels mit dem Wortlaut: »Sind Sie Sklave oder Souverän Ihrer Zeit?« Man könnte die Frage noch umformulieren: »Führen Sie einen Terminkalender oder führt der Terminkalender Sie?« Dabei dachte ich an die vielen Termine, welche für sich gesehen natürlich wichtig sind und die Terminplaner ausfüllen. Immer wieder begegnen mir Menschen, die nur von einem zum anderen Termin hasten, um auch alle Dinge, für die man seine Zeit reserviert hat, zu erledigen. Der Termindruck erweckt stets das angenehme Gefühl, dass man unentbehrlich ist und immer gebraucht wird. Bestimmt ist es ein Hauptbedürfnis des modernen Menschen, solche Bestätigungen zu erfahren. In einer Welt, in der fast ausschließlich Leistung zählt und die Person, welche sie bringt, nicht im Blick ist und jederzeit für austauschbar gilt, ist dies durchaus verständlich.
Doch was ist, wenn ich vor lauter Zeitnot und Terminvergaben den wichtigsten Zeitpunkt meines Lebens verpasse? Was ist, wenn die Sanduhr meines Lebens durchgelaufen ist und die Lebenszeit zu Ende geht? Gott wünscht sich nichts mehr, als dass sich Menschen für ihn Zeit nehmen. Um Missverständnissen vorzubeugen: Nicht Gott braucht uns und unsere Zeit, sondern wir haben es bitter nötig, uns für ihn Zeit zu nehmen. Er will uns die Wegweisung geben, die nötig ist, damit man seine Lebenszeit nicht vergebens zubringt. Er möchte uns gerade auch heute persönlich in seinem Wort, der Bibel, begegnen.
Rudolf Kühnlein