»Wer denkt, muss glauben«, so lautet ein Buchtitel. Mal sehen. - Von Jean-Paul Sartre, dem französischen Philosophen, Schriftsteller und großen Denker ist folgende »Beichte« überliefert:
»Ich erzähle hier die Geschichte einer missglückten Berufung. Ich brauchte Gott, man gab ihn mir, ich empfing ihn, ohne zu begreifen, dass ich ihn suchte. Da er in meinem Herzen keine Wurzel schlug, vegetierte er einige Zeit in mir und starb dann. Spricht man heute von ihm, so sage ich amüsant und ohne Bedauern wie ein alt gewordener Frauenjäger, der seine ehemals schöne Frau trifft: >Vor fünfzig Jahren hätte ohne das Missverständnis ... etwas zwischen uns sein können.< Es war nichts zwischen uns. Einige Jahre verkehrte ich dann noch offiziell mit dem Allmächtigen; auf den privaten Umgang mit ihm hatte ich verzichtet. Hätte man mir die Sache anders dargestellt, ich hätte zum Mystiker werden können. In unserem Milieu, in meiner Familie war der Glaube nur ein Prunkname ... Der Gläubige hatte keine religiösen Überzeugungen. Zweitausend Jahre lang hatten die christlichen Gewissheiten Zeit gehabt, sich zu erweisen, sie waren jedermanns Eigentum ... aber niemand empfand das Bedürfnis, sie für seine eigene Rechnung von Neuem zu übernehmen.«
So weit das etwas diffuse Bekenntnis des bewussten Atheisten. Wie Sartre macht mancher seine Erziehung, sein Umfeld, das marode Christentum oder sonst etwas für seinen Unglauben verantwortlich. Wer wie der Philosoph auch noch mit seiner gestörten Gottesbeziehung kokettiert, muss sich fragen lassen, ob es ihm damit wirklich ernst ist. Jedenfalls werden unsere Vorwände, Entschuldigungen und Alibis den Schöpfer und Weltenrichter nicht überzeugen. Was dann ...? Johann Fay