Ein Junge, dem es zu Hause zu eng geworden war, zog aus, um das Leben zu genießen. Dabei kam er schon ziemlich bald unter die Räder. Er wurde sogar für einige Zeit eingesperrt. Da erinnerte er sich an seine Eltern und schrieb ihnen, sein Verhalten täte ihm leid. Nun würde er mit dem Zug durch das Dorf fahren. Wenn die Eltern ihm vergeben könnten, möchten sie doch eine weiße Fahne in den großen Apfelbaum hängen, an dem der Zug vorbeifährt, bevor er am Bahnhof hält. Wenn die Fahne dort hängt, wollte er aussteigen und sonst weiterfahren. In höchster Spannung erzählte er einem Mitreisenden die Geschichte und bat ihn hinauszuschauen. Als der rief, der ganze Apfelbaum hänge voller weißer Fahnen, mochte der Junge die Augen erst wieder öffnen.
Die von Gott geschenkte Liebe hat wirklich schon an unzähligen Orten ganz große Freude bereitet, wenn irgendjemand begriff, dass ihm vergeben wurde, obwohl er ganz niederträchtig oder einfach dumm gehandelt hatte, oder wenn Schulden erlassen wurden, die jahrelang das Gewissen bedrückten.
Aber die Freude kommt nicht nur bei denen auf, die eine Schuld loswurden, sondern ebenso bei denen, die vergeben konnten. Denn wer erfahren hat, wie viel Freude Gottes Liebe ihm selbst gebracht hat, der kann und will diese Freude weitergeben. So ging es auch den Eltern, die den ganzen Apfelbaum voller weißer Fahnen hängten. Eine Fahne hätte genügt; aber sie waren so froh, dass sie den ganzen Baum vollhängten.
In der Bibel steht, dass sich sogar die Engel im Himmel freuen, wenn ein Sünder, ein schuldbeladener Mensch, zu Gott und auch zu den Menschen zurückkehrt, die er gekränkt hat, und sie um Vergebung bittet.
Hermann Grabe