Woran liegt es aber diesmal? Man kann sehr wohl das Evangelium geglaubt haben, und doch weder für Gott noch für seine Mitmenschen von Nutzen sein. Dornen sind mit der guten Saat zusammen aufgegangen und behindern oder ersticken gar jedes Wachstum.
Der Herr Jesus Christus hat uns zum Glück selbst gesagt, was er mit den Dornen meint. Er sagt, es gebe zwei Sorten davon. Da sind einmal die Sorgen des Lebens und zum anderen wird man vom Reichtum betrogen. Wenn es dem alten Betrüger, dem Teufel, gelingt, uns durch das eine oder das andere zu fesseln, haben wir keine Zeit mehr für das, was uns im Glauben vorwärts bringt, und dann verhungern wir langsam. Leider ist es beim Glauben anders als beim leiblichen Hunger. Der wird immer heftiger und drängender, je länger man nichts zu essen hat. Im geistlichen Bereich kann man es zum wahren Hungerkünstler bringen, ohne den Mangel zu spüren. Man ist zu sehr mit den Dornen beschäftigt. Und noch viel gefährlicher ist der Reichtum; den zu gewinnen und zu erhalten, nimmt meistens alle unsere Kräfte in Anspruch.
Im Lukasevangelium werden auch die Vergnügungen Dornen genannt. Darüber braucht man nicht lange nachzudenken. Sie ersticken das geistliche Leben ebenfalls sehr effektiv. Wer hätte nach einer rührenden Schnulze im Fernsehen oder gar nach einem harten Krimi noch Lust, in der Bibel zu lesen oder zu beten? Solche Dinge beschäftigen unsere Phantasie dermaßen, dass man für den Glauben einfach kein Interesse mehr verspürt. Gott ist andererseits zu heilig, um in einem Herzen zu wohnen, das voll von schrecklichen Szenen ist, die nichts als Sünden zum Inhalt haben. Christen sollten nüchtern darüber nachdenken.
Hermann Grabe