Zwei Wanderer gehen irgendwo auf der Kammstraße durchs Gebirge. Plötzlich sehen sie vor sich eine überfahrene Eidechse liegen. Der Kopf ist platt; aber Schwanz und Beine des Tierchens zappeln noch. Die beiden Wanderer bleiben stehen. »Die ist tot!«, stellt der eine fest. Der andere: »Die soll tot sein? Sieh doch, wie das Leben noch in ihr sitzt!« »Nein«, widerspricht der Erste energisch: »Wenn das Gehirn platt gefahren ist ...« Jetzt kommt ein weiterer Wanderer dazu und wird nach seiner Meinung gefragt. Er denkt kurz nach und kommt dann zu dem Schluss: »Die Eidechse ist tot, nur weiß sie es noch nicht!«
Die Bibel sagt etwas ganz Ähnliches über uns Menschen. Dass es nämlich sein kann, dass wir trotz aller Lebendigkeit tot sind, und zwar tot in Bezug auf Gott. Menschen in diesem Zustand können Gott nicht sehen und empfinden auch nichts für ihn. Sie sehen zwar die wunderbare und kompliziert zusammenwirkende Schöpfung, aber sie kennen denjenigen nicht, der das alles gemacht hat. Auch die tausendfachen Bewahrungen und glücklichen Fügungen in ihrem Leben schreiben sie einfach dem Zufall zu, ohne weiter darüber nachzudenken. Sie sind springlebendig, was ihren Körper und ihre Seele angeht. Aber ihr Geist, das Organ der Gotteserkenntnis, ist absolut tot. Es funktioniert überhaupt nicht, genauso wenig wie das Gehirn der anfangs erwähnten Eidechse.
Nun sagt uns unser Tagesvers, dass Gott uns aus reiner Liebe und Barmherzigkeit um seines Sohnes willen lebendig machen und alle Schuld vergeben will. Plötzlich wird sein Wort, die Bibel, so lebendig, dass wir Gott darin erkennen. Wir begreifen auf einmal, dass alles in unserem Leben von Gott kommt, und fangen an, ihm dafür dankbar zu sein. Das ist wirkliches Leben. Hans-Peter Grabe