Hier ist nicht von einzelnen Grashüpfern die Rede, sondern von den gefürchteten Wanderheuschrecken warmer Regionen, die in wenigen Stunden ein fruchtbares Land in eine grausame Öde verwandeln können, weil sie vielfach zu Milliarden einfallen und während des Fluges oftmals stundenlang sogar die Sonne verdunkeln.
Davon ist allerdings in unserem Tagesvers nicht die Rede, sondern von der erstaunlichen Tatsache, dass sich so viele Tiere zusammentun, um in die gleiche Richtung zu fliegen. Heute weiß man, dass es Hormone sind, die unter besonderen Bedingungen das Schwärmen verursachen. Aber damit ist natürlich nur der Anlass dazu erklärt, nicht die Tatsache als solche. Es ist doch, als habe ein sehr machtvoller Herrscher den Marschbefehl und auch die Marschrichtung angeordnet.
Bei uns Menschen ziehen große Heerscharen fast immer nur »auf allerhöchsten Befehl« in einen Krieg. Alle Betroffenen tun das also gezwungenermaßen; denn bei Verweigerung haben sie mit dem Urteil des Kriegsgerichts zu rechnen. Darum leisten sie strikten Gehorsam.
Christen haben auch einen Oberbefehlshaber, der sie aber nicht zwingt, sondern ihren freiwilligen Dienst für ihn und für die Mitmenschen verlangt. Er selbst hat sich als großes Vorbild dargestellt. In selbstloser Liebe hat er den Menschen gedient und ist sogar am Kreuz gestorben, um für die Sünden aller Menschen zu bezahlen. Und jetzt ist er im Himmel, also unsichtbar; aber er will, dass sich seine Leute unter seinen Befehl stellen, damit die Menschen in der Welt über sie genauso staunen wie über das Heer der Heuschrecken, das »in geordneten Scharen« auszieht.
Aber wo findet man ein so gehorsames Volk?
Hermann Grabe