Durch alle Zeiten und Kulturen hindurch scheint eine Mentalität des Diskutierens und der daraus scheinbar zu erzielenden Ergebnisse üblich. Da sitzt man und regt sich auf über falsche Entscheidungen von Politikern. Da meint man – im Brustton der Überzeugung – jene müssten wohl blind sein für die von uns selbst favorisierte, bessere Lösung. Anschließend geht man selbstzufrieden nach Hause.
Durch diese Art der Problembehandlung ist aber niemandem wirklich gedient. Nicht umsonst spricht man im Volksmund auch von Stammtisch-Parolen: Sie entspringen einer Mentalität der unangemessenen Vereinfachung komplizierter Zusammenhänge und der Absicht, Zuhörern für Lösungen zu gewinnen, bei denen unbewusst oder aus Bequemlichkeit wichtige Aspekte des Problems gar nicht berücksichtigt wurden, wie z. B. die Finanzierbarkeit oder wer davon negativ betroffen wird, wenn man anderen bestimmte Vorzüge zur Verfügung stellt. In Fernseh-Diskussionen hinterlässt oft der Schnelle, der Sympathische, der Rhetoriker den stärkeren Eindruck, kaum aber mal der Besonnene. Die angebotenen Lösungen müssen populistisch sein, sich gut und machbar anhören.
Bevor man ein Urteil fällt oder anderen einen Rat gibt, sollte man selbst ein Hörender werden, d. h. jemand der gut hinhört und vor allem dem Richtigen zuhört. Der König Salomo erbat sich diese Fähigkeit einst von Gott, wobei er erkannte, dass er in seiner verantwortungsvollen Position als König und oberster Richter seines Volkes auf Gottes Rat und Weisheit angewiesen war. Ganz sicher wäre unserem Land und uns selbst besser geholfen, wenn wir uns alle wieder mehr auf diese Quelle guter Erkenntnis und echter Weisheit besinnen würden. Klaus Spieker