Ein Salomo von heute hätte sicher geschrieben: Vers 3 – Ich nahm mir vor, aus dem Leben heraus zu kitzeln, was heraus zu kitzeln ist und so zu leben wie jeder es gern täte – aber bei allem wollte ich die Kontrolle über mich behalten. Ich musste unbedingt herausfinden, was andere »cool« finden. Vers 4 – Ich unternahm sehr viel. Ich konnte nichts auslassen. Vers 5 – Ich besorgte mir nach und nach eine peppige Wohnungseinrichtung und edle Zimmerpflanzen. Vers 6 – Ich probierte es sogar mit einem eigenen Garten und verwandelte mein Zuhause in ein Biotop. Ich wollte nämlich ökologisch und gesundheitsbewusst leben. Vers 7 – Ich machte mir mein Leben so angenehm wie möglich. So weit es ging, ließ ich andere für mich arbeiten. Ich besaß als Jugendlicher mehr Luxus, als alle meine Vorfahren je in ihrem ganzen Leben. Vers 8 – Das Ersparte auf meinem Girokonto vermehrte sich und ich konnte mir so ziemlich alles leisten. Besonders viel Geld gab ich für mein Handy und Musik aus. Stereoanlage und Disc-Man vom Feinsten waren absolutes Muss. Ich suchte das Prickeln, welches das andere Geschlecht ausübt und ließ auch meine eigene Anziehungskraft spielen. Vers 9 – Ich war beliebt und mir fehlte eigentlich nichts.
Bei alledem versuchte ich irgendwie anständig zu bleiben. Vers 10 – Ich gönnte mir alles, was mir in den Sinn kam, und erfüllte mir jeden Wunsch. Meine Mühe schien sich gelohnt zu haben: Ich war vorübergehend zufrieden. Vers 11 – Doch dann dachte ich über das nach, was ich erreicht hatte und ich erkannte: Alles war letztendlich sinnlos – so, als hätte ich versucht, den Wind mit bloßen Händen einzufangen! Gibt es denn auf dieser Welt keinen bleibenden Gewinn?
Andreas Fett