Nach der Geburt unserer jüngsten Tochter machte die Hebamme im Kreißsaal noch ein Foto von der Kleinen, meinem Mann und mir. Aber das Bild entsprach nicht ganz unserer Wahrnehmung. Unser süßes, neugeborenes Mädchen sah darauf wenig vorteilhaft aus. Dieser Momenteindruck entsprach einfach nicht der Realität. Das sollte niemand zu Gesicht bekommen! Ein anderes Extrem ist, dass immer häufiger Fotos von Babys künstlerisch aufgewertet werden, indem die Bildelemente wie ein perfektes Stillleben zusammengestellt werden.
Das gibt mir Grund zum Nachdenken. Es ist doch am allerbesten, sich eine Sache oder einen Menschen persönlich anzusehen, anstatt nur ein Bild zu haben, das einen ganz falschen Eindruck vermitteln kann. Wir Menschen neigen dazu, uns Bilder von jemandem zu machen, die nicht der Wahrheit entsprechen, entweder zu negativ oder zu verklärt. – Welches Bild von Gott mache ich mir? Zimmere ich mir selbst ein Gottesbild zurecht, das mir zusagt? Ein Gott, der richtet, oder ein Gott, der über alles hinwegsieht? Ein strenger, gerechter Gott, der Sünde scharf verurteilt und hart bestraft, oder ein Gott, der mir jeden Wünsch erfüllt? Man nehme etwas aus dieser Philosophie und jener Strömung, streue noch eine kräftige Prise Unverbindlichkeit und Gleichgültigkeit darüber, und fertig ist das maßgeschneiderte Gottesbild. Das entspricht aber nicht dem Gott der Bibel.
Wie gut, dass Gott uns Menschen in- und auswendig kennt und weiß, dass wir »Anschauungsmaterial« brauchen. Er möchte nicht, dass wir uns eigenmächtig Bilder von ihm machen. Stattdessen schickte er uns seinen Sohn, der die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und ihm in allem gleich ist. Er allein ist das vollkommene Bild Gottes, nur ihn müssen wir ansehen! Susanne Eisl