Auf den ersten Blick finde ich das erste Gebot eigentlich ganz einfach. Zumindest für mich. Andere Götter habe ich nicht, schließlich glaube ich an den Gott der Bibel, wodurch sich für mich das Thema so weit erledigt hat. Aber ist es wirklich so einfach? Oder was meint Gott denn mit »anderen Göttern«? Was sind eigentlich »Götter«? Götter sind alle Dinge oder Personen, denen man huldigt. Denen man viel Aufmerksamkeit, viel Zeit, viel Energie schenkt. Denen man die oberste Priorität gibt, denen eventuell alles untergeordnet wird, denen man Macht zuspricht und von denen man einen Vorteil oder etwas Gutes verspricht, etwa einen Lebenssinn oder manchmal auch einen Wertmaßstab.
Nun fallen mir doch noch weitere Götter ein – angefangen mit Erfolg, Karriere, Macht, Reichtum. Wie viele Menschen gibt es wohl, die alles im Leben ihrem Streben danach opfern? Oder man nimmt Menschen als Götter. Ganz deutlich wird die Schwierigkeit bei der Frage, die Gott einem stellen könnte: »Wer ist dir wichtiger? Deine Frau, dein Mann oder ich, dein Gott?« Da wird es schon ganz eng mit dem ersten Gebot ... Oder es gibt ganz banale Dinge, die sich zu einem Gott, einem Götzen aufbauen können: die Suche nach der neuen Wohnung, der Traum von einem größeren Haus, einem neuen Auto, Hobbys oder Freizeitbeschäftigungen ... Woran hänge ich mein Herz?
Je mehr ich darüber nachdenke, desto komplexer und schwieriger erscheint mir das erste Gebot. Und es wird mir zum »schwersten Gebot«. Aber – Gott sei Dank – er hilft mir dabei, mich zu fokussieren: Durch Bibelverse, Gebet, andere Menschen oder Situationen, in denen mir klar wird, dass wieder mal ein »Thronwechsel« stattfinden muss. Jonathan Stöbener