Heute, wenn ihr seine Stimme hört, verhärtet eure Herzen nicht!
Hebräer 3,7-8
Endlich, im Jahr 1646 und zwei Jahre vor dem Ende des 30-jährigen Krieges, einigten sich der Kurfürst von Brandenburg und der Pfalzgraf von Pfalz-Neuburg darauf, dass die Grafschaft Mark dem Brandenburger zugesprochen wurde. Darum kamen zwei hohe Würdenträger des Kurfürsten auf die Burg Altena, um die Huldigung des dortigen Grafen entgegenzunehmen. Aus Anlass dieses feierlichen Tages machte der Graf von der Mark von seinem Recht Gebrauch, jedem armen Sünder oder Schuldner seine Strafen zu erlassen, der ihn darum bat.
Dazu ritt er mit seinen hohen Gästen von der Burg in die Stadt hinunter und rollte ein Seil aus, von dem er ein Ende in der Hand behielt und dessen anderes Ende auf der Erde hinter seinem Pferd herschleifte. Wer begnadigt werden wollte, musst das Seil ergreifen. Tatsächlich kamen nur zwei Männer und eine Frau, die alle vom Gericht wegen Ehebruchs verurteilt waren und ins Gefängnis kommen sollten, und ergriffen das Seil. Alle drei wurden begnadigt.
Schuldige und Schuldner gab es in der zuschauenden Volksmenge noch viele, und der Zutritt zum Gnadenseil war niemand verwehrt. So lag es nicht an dem Grafen, wenn die meisten auf ihren Schulden sitzen blieben; aber Gnade gab es nur an diesem Tag und zu dieser Stunde. Wer seine Entscheidung auf morgen verschieben wollte, kam unweigerlich zu spät. Man hätte ihm gesagt: »Gestern war der Tag der Huldigung, der Tag der Gnade. Jetzt ist es zu spät.«
Auch Gott weist uns darauf hin, dass uns einzig der heutige Tag zur Verfügung steht, mit Gott ins Reine zu kommen. Gestern kommt nicht wieder, und ob wir morgen noch Gelegenheit haben, ist nicht gewiss.
Hermann Grabe