Diesen Satz liest man heute des Öfteren, genauso wie andere »evangelistische« Aufforderungen: »Nimm Jesus an!«, »Nimm Jesus in dein Leben auf!«, »Erlaube ihm, dir zu helfen!« und Ähnliches.
Gegen solche Reden habe ich etwas, aber nicht, weil ich ein zu negatives Menschenbild mit mir herumtrage, sondern weil die Bibel ganz anders von Gott und unserem Verhältnis zu Ihm, dem Schöpfer, redet. Gott wohnt »in der Höhe«, in einem »unzugänglichen Licht«. Er ist der absolute Herr, der schon vor aller Welten Anfang in sich selbst volles Genüge hatte und uns nicht braucht, sondern alles viel besser selbst tun könnte. Allein »wegen Seiner vielen Liebe« lässt Er sich zu uns herab; aber nur, wenn wir Ihm gegenüber die richtige Haltung einnehmen. Und diese Haltung zeigt sich bei sündigen Menschen, die Gottes Ehre tausendmal mit Füßen getreten haben, nur in einem »zerschlagenen und gebeugten Geist«.
Wer dem heiligen Gott dreist ins Angesicht schauen will, oder meint, Gott einen Gefallen zu tun, wenn er Gott erlaubt, ihm aus der Patsche helfen zu dürfen, wird Gott nie finden. Nein, wir müssen uns schon auf die Bedingungen des ungleich Stärkeren einlassen, und die lauten: demütig sein und die Schuld eingestehen. Dann will Er sich zu uns herabneigen und uns die unbeschreibliche Gnade erweisen, uns um Seines Sohnes willen als Seine lieben Kinder anzunehmen. Also nicht: »Gib Gott 'ne Chance!«, sondern: Bitten Sie Gott, dass Er Ihnen noch eine Chance gibt, dem ewigen Verderben zu entrinnen!«
Hermann Grabe