Jesus macht deutlich, wie sehr Gott um die Menschen in Jerusalem, ja, in ganz Israel, bisher geworben hatte. Es ist nicht so, dass der Sohn Gottes unangekündigt in der Geschichte Israels aufträte. Ihm sind vielmehr über mehr als 1000 Jahre zahlreiche Personen vorausgegangen, die in Gottes Auftrag die Menschen auf das Kommen des Messias vorbereiten wollten: Von Abraham an über Mose, Jesaja, Jeremia, Micha usw. Immer wieder hat Gott durch Güte, aber auch durch Korrektur versucht, die Menschen für sich einzunehmen. Dabei haben besonders die Israeliten erlebt, dass es sich stets positiv auswirkte, wenn sie ihr Leben an Gottes Vorstellungen ausrichteten, und es ihnen schlecht ging, wenn sie das nicht taten. Doch letztlich haben sie sich nie konsequent der Autorität Gottes untergeordnet. Warum? Jesus gibt hier eine sehr eindeutige Diagnose: Ihr habt nicht gewollt!
Ich fürchte, diese Aussage trifft auch heute auf viele Menschen zu: Es geht weniger darum, dass man die Bibel in ihren Kernaussagen nicht versteht. An Informationen über Gott fehlt es wahrlich nicht. Wir besitzen durch das Neue Testament sogar noch viel mehr Zeugnisse über Gottes Absichten als die Zeitgenossen Jesu. Es ist auch nicht unklar, ob Gottes Vorstellungen für unser Leben gut sind oder nicht. Vor allem im Leben Jesu Christi hat er bewiesen, wie gut er es mit uns meint.
Im Verhältnis Mensch und Gott geht es vielmehr stets um eine bewusste Entscheidung: Akzeptiere ich eine Instanz über mir, die als mein Schöpfer das Recht hat, über mein Leben zu bestimmen? Oder beharre ich auf dem Schein an Autonomie, die ich zu haben glaube, wenn ich mich Gottes Autorität verweigere?
Dann habe ich Gott einfach nicht gewollt! Markus Majonica