Als Säugling war er getauft, mit 15 Jahren konfirmiert und auch danach ging er gelegentlich noch zur Kirche. Hätte ihn jemand gefragt, ob er ein Christ sei, so hätte er das als selbstverständlich bejaht. Im Vergleich mit manchen anderen, die sich um Glauben und Kirche überhaupt nicht scherten, konnte er sich sogar als einen guten Christen bezeichnen. Wenn es allerdings um die Frage ging, ob er nach dem Tode in den Himmel oder in die Hölle käme, da war er sich nicht sicher. Wie viele andere sagte er sich: »Das kann man hier nicht wissen, ich hoffe aber, dass Gott mit mir zufrieden sein wird.«
Überaus erstaunt war er, als er Leute kennen lernte, deren Glaube an Jesus Christus ganz anders war. Sie sprachen ganz unbefangen vom Glauben, als ob es die natürlichste Sache der Welt wäre. Sie beteten zu Jesus Christus wie man mit jemandem spricht, der vor einem steht. Wenn sie zusammen waren, sangen sie mit tief empfundener Freude Mut machende Glaubenslieder. Sie waren überzeugt, dass allein die Bibel als unveränderliches Wort Gottes den Weg zum ewigen Leben zeigt und man durch den vorbehaltlosen Glauben an Jesus Christus ganz sicher in den Himmel kommt. Da wurde ihm bewusst: »Das ist wirklicher Glaube und nicht das, was ich bisher dafür gehalten habe.«
Allerdings schreckte er zunächst davor zurück, sich selbst ebenfalls so rückhaltlos Jesus Christus auszuliefern. War der Einsatz nicht zu hoch? Doch nach langem und ernstem Prüfen konnte er der Erkenntnis nicht ausweichen, dass nur die ganze Hingabe an Jesus Christus zu Gott und zum ewigen Leben führt. Und so lebt nun auch er dankbar als wirklicher Christ, bis sein auferstandener Herr ihn zu sich holt. Otto Willenbrecht