Plötzlich war alles ein wenig anders: Mein Mann musste beruflich ins Ausland gehen, meine Schwester heiratete weg. Sicher kein Unglück, aber ich musste nun ohne meine Familie im Alltag leben, was mir nicht immer leicht fiel. Viel schwerer traf es meine Kollegin: Ihr Mann starb nach langer Krankheit und ließ sie mit finanziellen Problemen zurück. - Plötzlich allein sein, manchmal auch mehr Sorgen haben, vielleicht existenzielle Nöte und tiefen Schmerz erleiden - es gibt Zeiten im Leben, die sind wie eine Wanderung durch die Wüste. Man ist durstig, aber es gibt nichts zu trinken; man kämpft sich durch den endlosen Sand, ohne am Horizont eine Oase erblicken zu können.
Auch das Volk Israel kannte solche Zeiten. Es wanderte 40 Jahre lang sogar buchstäblich durch die Wüste. Und obwohl es gerade erst die Wunder Gottes beim Auszug aus Ägypten erlebt hatte, begann es gleich beim ersten »Problem« zu zweifeln und zu murren. Gott jedoch blieb an seiner Seite. Er führte sein Volk durch die Wüste und versorgte es Tag für Tag mit allem Notwendigen: Ob Wachteln oder Brot, Gott beschenkte es jeden Tag, mit dem, was es brauchte. Aber er führte es nicht sofort ins gelobte Land, obwohl ihm das ein Leichtes gewesen wäre. Ihm war es wichtiger, sein Volk in der Wüste Erfahrungen sammeln zu lassen, damit es im Glauben und im Vertrauen auf ihn wuchs und merkte, wie sehr es sich in allem auf Gott verlassen konnte. - Wüstenzeit kann so zur Gnadenzeit werden, in der wir Gott ganz neu erfahren können und in der wir überrascht werden durch seine Segnungen. Vor allem aber kann es eine Zeit sein, in der wir durch Gottes Erziehung geformt werden und zu den Menschen heranwachsen, als die uns Gott geplant hat. Astrid Jähn