Vor ein paar Wochen ging mal wieder ein Artikel durch die Presse, der mich erschaudern ließ: Neun von zehn Schwangerschaften, bei denen mittels pränataler Tests ein Kind mit Downsyndrom zu erwarten ist, werden in Deutschland abgebrochen. In anderen Ländern Westeuropas sieht die Abtreibungsquote nicht anders aus. In Dänemark wurden 2015 nur noch 31 Kinder (!) mit Trisomie 21 auf die Welt gebracht.
Wir leben in einer Welt, in der so viel für Menschen mit Behinderung getan wird wie noch nie zuvor in der Geschichte. Das Thema Inklusion ist allgegenwärtig, es gibt integrative Kitas, spezielle Arbeitsplätze, finanzielle Hilfen. Aber solange das behinderte Kind im Mutterleib ist, zählt sein Leben anscheinend fast nichts. Die Gesellschaft redet von Vielfalt, aber diese Art von Anderssein scheint man nicht zu wollen. Es geht hier nicht um die viel zitierten Fälle von Vergewaltigung oder um Schwangerschaften, in denen das Leben der Mutter auf dem Spiel steht.
Das, was heute in unserer westlichen Welt zig tausendfach passiert, hat es schon in ähnlicher Form gegeben. »Unwertes Leben« wurde es genannt und gipfelte in der systematischen Tötung von körperlich und geistig behinderten Menschen. Wir bezeichnen diese Taten zu Recht als verabscheuungswürdig und grausam. Aber wie weit ist das, was wir heute als gang und gäbe erleben, noch von der selektiven Tötung, der Sortierung in wertvolles und wertloses Leben, entfernt?
Der Psalm 139 als heutiger Bibeltext macht deutlich, wie wertvoll ungeborenes Leben für Gott ist. Er rüstet Eltern, die sich der Herausforderung »Kind mit Downsyndrom« stellen, mit der nötigen Kraft dafür aus und mit fast immer fröhlichen Augen im Gesicht dieser Menschen! Thomas Bühne