Vor Kurzem hörte ich im Radio eine interessante Sendung über Künstlernachlässe. Mir war nicht klar, dass die meisten verstorbenen Künstler, die heute noch bekannt sind, ihren Ruhm nicht nur ihrem Talent verdanken, sondern engagierten Menschen, die sich um ihren Nachlass bemühen. Ohne einen engagierten Erben, der den Namen des Künstlers bekannt hält, wird dieser über kurz oder lang in der Bedeutungslosigkeit enden. So sind viele große Künstler nach ihren Tod völlig in Vergessenheit geraten.
In der Sendung wurde betont, wie viel Arbeit es bedeutet, einen Künstlernachlass zu verwalten: Ausstellungen müssen organisiert werden, das Werk des Verstorbenen muss archiviert werden, jemand muss mit der Presse korrespondieren. Darum wird lebenden Künstlern empfohlen, sich schon früh um das Weiterleben ihres Werkes Gedanken zu machen und am besten fähigen Kennern der Branche ihren Nachlass zu vermachen.
Eigentlich hatte Jesus die besten Voraussetzungen dafür, nach seinem Tod vergessen zu werden: Seine Anhängerschar war klein, ohne gesellschaftlichen Einfluss und völlig verängstigt. Dass trotzdem in wenigen Jahrzehnten nach seinem Tod aus dem Christentum eine weltweite Bewegung wurde und auch heute noch Menschen bereit sind, für diesen Jesus ihr Leben zu lassen, liegt nicht daran, dass es besonders fähige Leute gegeben hätte, die Jesu Nachlass klug verwalteten. Dazu wären die Jünger überhaupt nicht in der Lage gewesen. Nein, es liegt an dem »Ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters« (Matthäus 28,20), das Jesus nach seiner Auferstehung seinen Nachfolgern zusicherte. Weil der Auferstandene wirklich lebt und bis heute bei seinen Leuten ist, nur deswegen gibt es noch immer Christen auf dieser Welt.
Elisabeth Weise