»Also das Christentum ist absolut nichts für mich! Wenn ich das Kreuz nur sehe, dieses Verlust-Symbol schlechthin ... Und dieses Kreuzes rühmen sich die Christen auch noch! Das ist doch wirklich bemitleidenswert!« Als ob es gestern gewesen wäre, höre ich noch immer meinen damaligen Philosophieprofessor über das Christentum schimpfen. Jeder philosophischen Richtung konnte er zumindest irgendetwas abgewinnen, doch das Christentum war für ihn einfach nur Dummheit und »Torheit«.
Der Botschaft vom Kreuz kann man nicht gleichgültig gegenüberstehen. Sie kann einen unmöglich kaltlassen. So wie es uns der heutige Vers beschreibt, gibt es nur zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Entweder man verwirft sie völlig – so wie mein Philosophieprofessor – ... weil es einem schlichtweg zu dumm und zu unglaubwürdig ist, dass jemand für unsere Schuld am Kreuz bezahlen muss und bezahlt hat ... weil es ein Ärgernis für unseren Intellekt ist, ein Anstoß für unsere Moral. Einfach unakzeptabel und nicht wert, in Betracht gezogen zu werden. Wie die Spötter unter dem Kreuz sehen solche Leute im Kreuzestod Jesu eine Niederlage, einen Verlust. »Wenn du wirklich Gottes Sohn bist, steige herab vom Kreuz!«, lästerten sie damals, und ebenso lästern auch heute vielleicht insgeheim viele Menschen und stellen Jesus infrage: Wäre Jesus Gottes Sohn gewesen, hätte er das wirklich alles über sich ergehen lassen? Würde sich der Allmächtige von seinen Geschöpfen ins Gesicht spucken lassen? Würde er sich wirklich von den Händen, die er geschaffen hat, an ein Kreuz nageln lassen?
Unsere Haltung zum Kreuz führt uns den Zustand unserer Seele vor Augen. Ist die Botschaft vom Kreuz eine Dummheit für uns, dann sind wir wahrhaft verloren! Susanne Eisl