Ein Freund von mir lud mich einmal in seinen Ruderclub ein, um das Rudern auszuprobieren. Er versicherte mir, dass das Übungsboot nicht kippen kann. Na, das war schon mal gut, baden wollte ich ja schließlich nicht. Er erklärte mir, dass ich die Ruder so ausbalancieren muss wie ein Seiltänzer seine Stange. Dann ging es los.
Die ersten Züge gelangen mir recht gut, doch dann hielt ich die Ruder nicht gleichmäßig, das Boot neigte sich zur Seite. Das war solch ein seltsames Gefühl, dass ich mich schon im Wasser liegen sah. Glücklicherweise fand ich die Balance wieder. Noch mehrmals stellte sich diese Schieflage mit dem Gefühl zu kippen ein, aber langsam gewann ich Sicherheit, sodass wir doch eine kleine Strecke rudernd zurücklegen konnten.
Balance ist auch in anderen Bereichen wichtig, wenn man nicht umkippen will, zum Beispiel auch darin, wie wir über Gott denken. Viele Menschen mögen gern über die Liebe und Gnade Gottes nachdenken. Aber sie lassen die Gerechtigkeit Gottes außer Acht. Dabei ist Gott in gleichem Maß gnädig und gerecht. Wäre er nur gnädig, dann würden wir ihn nicht ernst nehmen und meinen, er würde zu allem, was wir tun, »Ja und Amen« sagen. Wäre er nur gerecht, dann müssten wir dauernd Angst vor ihm haben, weil wir längst nicht immer so handeln, wie er es haben will.
Wir brauchen also ein ausgewogenes Gottesbild. Er ist gnädig! Deshalb können wir Annahme und Vergebung finden. Er ist aber auch gerecht! Das heißt, dass er Ungerechtigkeit in unserem Leben nicht übersieht. Diese Wahrheit lässt uns erkennen, dass wir seine Gnade brauchen. Erst dann können wir den Wert seiner Gnade erkennen und schätzen. Manfred Herbst