Dienstags gehe ich in die Grundschule für die Nachmittagsbetreuung. Ich will ihnen einige heimische Singvögel vorführen. Plötzlich fängt eine Schülerin der ersten Klasse an zu weinen. Auf meine Nachfrage, was denn los sei, antwortet sie: »Mein Papa ist am Wochenende ausgezogen und kommt nicht mehr zurück. Meine Eltern haben sich immer gestritten und jetzt ist er gegangen.« Und sie schluchzt weiter.
Für diese junge Schülerin ist eine Welt zusammengebrochen. Nichts, was ich ihr anbieten könnte, ist für sie noch von Interesse. Denn wie bei einem Erdbeben sind alle ihre Sicherheiten erschüttert worden. Sie kann die Welt nicht mehr verstehen. Was soll man dazu Tröstliches sagen?
Der Tagesvers gibt uns eine mögliche Ursache solcher Trennung. Leider kommt es in vielen Beziehungen vor, dass man zornig aufeinander ist. Nicht selten machen wir unserem Zorn auch Luft und verletzen den, den wir eigentlich am meisten lieben sollten. Das ist schlimm, besonders dann, wenn unsere Kinder das mitbekommen.
Mit diesem Vers gibt Gott uns aber auch ein sehr gutes Hilfsmittel, damit das Böse nicht überhandnimmt. Bevor die Sonne untergeht, sollen wir unseren Zorn, begründet oder unbegründet, aufgegeben haben. Nie sollten wir als Eheleute einschlafen, bevor nicht alles geklärt ist. Nie sollten wir solchen Ärger mit in die Nacht und in den nächsten Tag nehmen. Ein aufrichtiges »Entschuldige bitte« ist ein so einfacher Satz, kommt uns aber manchmal so schwer über die Lippen. Doch um unserer Kinder willen wäre es existenziell wichtig.
Gottes Gebote sind immer gut. Wir sollten sie einfach ausprobieren und anwenden. Auch zum Wohl unserer Kinder!
Peter Lüling