Als Mutter von drei kleinen Kindern ist mein Tag manchmal etwas stressig. Als ich noch als Lehrerin arbeitete, meinte eine Kollegin einmal, ich sei sehr geduldig. Mittlerweile bin ich eines Besseren belehrt worden. Denn im Umgang mit unseren Kindern werden mein Charakter und meine Geduld oft ganz schön herausgefordert! Wenn ein Kind nicht hört, ein anderes weint und parallel dazu der Postbote ein Paket abliefern will, stehe ich ganz schön unter Druck. Und dann kommen leider Seiten in mir ans Licht, von denen ich manchmal selbst schockiert bin. Jemand verglich einmal den Menschen mit einer Zitrone: unter Druck kommt heraus, was wirklich drinnen steckt. Ich muss zugeben, dass Druck bei mir nicht immer die besten Eigenschaften »herauspresst«.
Faszinierend finde ich, dass es bei Jesus ganz anders war. Er führte sein Leben auf der Erde unter massivem Druck. Kurze Zeit nach dem Beginn seines öffentlichen Auftretens bekam er schon Gegenwind von der religiösen Führerschaft. Dieser Druck nahm weiter zu, als seine Botschaft deutlicher wurde. Viele der Menschen, die anfänglich von Jesus begeistert waren, wandten sich nach einiger Zeit von ihm ab. Und schließlich schaffte die religiöse Partei der Pharisäer es, die Masse der Menschen davon zu überzeugen, dass Jesus sterben müsse.
Jesus hatte mit Unverständnis, Anschuldigungen, Hass und Verachtung zu kämpfen. Er wurde bespuckt, ausgepeitscht und am Ende gekreuzigt. Doch was kam bei Jesus unter Druck ans Licht? Er fuhr nie aus der Haut, schob nicht anderen die Schuld in die Schuhe, verteidigte sich nicht und begehrte nicht auf. Schon am Kreuz hängend, kurz vor seinem Tod, betete er für seine Feinde. Er geriet massiv unter Druck und zeigte dabei: In ihm war nur Gutes. Michaja Franz