Was Gott ist, bestimme ich – so war der Leitartikel einer namhaften deutschen Fachzeitschrift überschrieben. Was ist im Bewusstsein der Menschen aus dem Gott Luthers, Calvins, Paul Gerhards und Tersteegens geworden! Und mit der Wandlung des Gottesbildes haben sich auch die Glaubensinhalte in der gleichen dramatischen Art und Weise verschoben. Der große unendliche Schöpfer ist zum Spielball von Theologen und Philosophen geworden. Jeder darf Gott so sehen, wie es ihm am besten in sein dogmatisches Lehrgebäude passt. Die Menschen haben sich in ihrem Wahn, alles tun zu können und zu dürfen, nicht gescheut, aus dem Wer ein Was zu machen und so Gott zu einer Sache zu degradieren, über die der Mensch das letzte Wort behält.
Und auf dieser Grundlage ist es wieder modern, sich über Religiosität auszutauschen. Es wird über Gott diskutiert und philosophiert. Aber – und das ist die Konsequenz aus dem bisher Gesagten – es gibt auch massiven Widerspruch, wenn der persönliche, alleinige und heilige Gott der Bibel ins Spiel gebracht wird.
Der Gott, der auf den ersten Seiten der Bibel sprach und es geschah, der Gott, der einen persönlichen Willen hat, der Gott, der unsere Schuld anspricht, der Gott, der in Jesus Christus auf unsere Augenhöhe kam, indem er Mensch wurde, der Gott, der in Jesus Christus die Welt durch sein Sterben am Kreuz mit sich versöhnte, der Gott ist es, der uns liebt und auffordert: Prüft mich doch, ob ich vertrauenswürdig bin. Der Psalmist bringt es in Psalm 14,1 auf den Punkt: Menschen, die sich einreden, diesen persönlichen Gott gebe es nicht, leben an der Wirklichkeit vorbei. Rudolf Gerhardt