Die Augen sind vielleicht das wichtigste Sinnesorgan des Menschen. Durch sie nehmen wir unmittelbar wahr. Was wir sehen, bleibt im Kopf hängen, ungefiltert, manchmal unbewusst. Deshalb ist wichtig, worauf ich meine Augen richte. Denn manchmal entscheidet ein Augenblick über mein ganzes Leben.
Daher verwendete der Teufel vom Beginn der Menschheitsgeschichte an gerne dieses Sinnesorgan, um die Beziehung des Menschen zu Gott zu (zer-)stören. Ihm gelang es nach dem heutigen Tagesvers, das Augenmerk Evas auf den einzigen Gegenstand in einer paradiesischen Umgebung zu lenken, der ihrem Zugriff entzogen sein sollte: dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. Hierbei verwendete er eine Taktik, die bis heute aktuell ist. Er belog den Menschen über Gottes wahre Absichten und streute Zweifel über die Richtigkeit seiner Aussagen: »Gott meint es nicht gut mit euch, er enthält euch etwas vor! Befreit euch von den Fesseln dieses missgünstigen Gottes, der euch nicht gönnt, worauf ihr einen Anspruch habt!« Und weiter: »So genau hat Gott es nicht gemeint mit seinem Verbot, von diesem Baum zu essen!«
Durch diese Argumente weichte er Evas Widerstand auf. Und plötzlich gewann das, was sie sah, einen ganz neuen, starken Anreiz: Das ist doch eine ganz besondere Frucht, darauf habe ich jetzt Lust! Und sie blendete all die unzähligen anderen Früchte aus, deren Genuss Gott ihr ohne Weiteres zugestand. Erkennen Sie den immer gleichen Ablauf? Der Teufel lenkt den Blick auf das eine, ohne das wir angeblich nicht auskommen. Er relativiert Gottes klare Anweisungen. Und er sorgt dafür, dass wir Gottes gute Absichten missverstehen und seine Warnungen ignorieren. Wofür? Für einen Augenblick der Lust! Markus Majonica