Eine Mutter schrieb neulich: »Ich erinnere mich noch an das Entsetzen meiner ältesten Tochter, als ich ihr auf Nachfrage mit elf Jahren erklärt habe, was Abtreibung bedeutet. Sie hatte zwei ihrer Geschwister bereits bewusst in meinem Bauch aufwachsen gesehen und sich über die kleinen Finger auf dem Ultraschallbild gefreut. Es hat sie entsetzt, dass man ihre Brüder, ihre Schwester und auch sie selbst hätte töten dürfen, wenn wir es gewollt hätten. Aber auch das lernt man mit Geschwistern, dass alle willkommen sind, auch wenn's allmählich eng in der Wohnung wird.« Das ist praktische Erziehung zur Mitmenschlichkeit.
Die größeren Geschwister stellen sich gern auf die Schwächen der kleineren ein. Sie sprechen langsamer und deutlicher und lassen sie heimlich beim Kartenspiel gewinnen, weil sie sonst traurig sind, wenn man sie offensichtlich gewinnen lässt. So lernen sie Einfühlungsvermögen. Auch können Eltern mit heimlicher Freude sehen, wie sich die Kinder verschwören, um etwas zu erreichen, was sie eigentlich nicht haben sollten. Das ist Ausbildung zur Teamfähigkeit. Und wenn sie größer und gar nicht mehr alle zu Hause sind, ist es wunderbar zu sehen, wie sie ihre Matratzen alle in einen Raum schleppen, um wieder einmal alle zusammen den Abend im Bett zu genießen. Auf welcher Universität könnte man so praktische Liebe erlernen?
Wir sollten uns diese Quelle vielfacher Freuden nicht durch eine staatlich verordnete Einheitserziehung kaputt machen lassen.
Das moderne Menschenbild ist alles in allem auch ein Angriff auf die Bibel. Vater und Mutter ehren, Treue, väterliche Fürsorge und mütterliche Liebe sind unersetzbar.
Hermann Grabe