Bizarre politische Führer kennen wir in unserer Zeit zur Genüge, und manchmal denken wir spontan: »Das ist der Anfang vom Ende.« Dafür muss man Verständnis haben, denn weil wir die Zukunft nicht kennen, machen wir uns leicht Sorgen. Dass sich die Eliten Roms Sorgen machten, als ein Vierzehnjähriger zum Caesar ausgerufen wurde, kann man verstehen. Älter nämlich war Elagabal nicht, als er heute vor 1800 Jahren, am 16. Mai 218, Kaiser wurde.
Ein Kind als Herrscher war in der Antike nicht unbedingt aufsehenerregend, das kam schon mal vor. Eine Sensation war es aber trotzdem, denn das Bürschlein stammte aus Syrien, war einem syrischen Sonnenpriestergeschlecht entsprossen und nicht mit dem Geschlecht der severerischen Kaiser verbunden. Seine Bereitschaft, sich in die römische Kultur zu integrieren, war wirklich nur begrenzt. Er war vielmehr fest entschlossen, den syrischen Kult des Sonnengottes zum Staatskult zu erheben. Die bestehenden religiösen Traditionen sollten zwar weiterhin geduldet, aber in die zweite Reihe geschoben werden.
So bildete sich sehr früh in Rom eine Abwehrfront gegen ihn, die sich im Kern um die Verleugnung der altrömischen Gepflogenheiten sorgte. Was von Elagabal dann auch noch aus dem halb privaten Bereich seines Kaiserlebens nach außen drang, nährte kräftig die Befürchtungen der Römer, dass nun die Dekadenz das Reich regierte. Seine Tante schließlich organisierte seine Ermordung und die seiner Mutter. Der Leichnam wurde geschändet, dann in den Tiber geworfen, und der Senat beschloss die damnatio memoriae, die Löschung aller Erinnerung an ihn aus der Geschichte des Reiches. Wie sagt die Bibel: Er ging hin, ohne vermisst zu werden. Karl-Otto Herhaus