Und wir haben gesehen und bezeugen, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Retter der Welt.
1. Johannes 4,14
»Autsch!« Die kleine Hildegard zuckte zusammen, sie hatte die Sticknadel statt in den Stoff in ihre Hand gestochen. »Komm doch raus und spiel Fußball mit uns!«, riefen ihre Brüder durch das offene Fenster. Sie rannte nach draußen und vergaß die Nadel in der Hand völlig. Irgendwann rutschte sie heraus, es blutete, Dreck kam in die Wunde. Als die Mutter die kleine Verletzung versorgte, machte sich noch niemand Sorgen. Aber dann wurde die Hand immer dicker, Hildegard bekam hohes Fieber und musste ins Krankenhaus. Der ganze Arm schwoll an, das Leben des Kindes war in Gefahr. Es war das Jahr 1935, man kannte bereits die Erreger von Hildegards Infektion, konnte aber nichts gegen sie tun. Der Arzt empfahl, den Arm abzunehmen, um das Leben des Mädchens zu retten.
Erschüttert trat der Vater ans Bett. Es war Gerhard Domagk, der seit einiger Zeit an einem Medikament zur Bekämpfung von Streptokokken arbeitete. Bei Mäusen hatte es bereits hervorragende Resultate erzielt, auch bei einigen wenigen todkranken Patienten. »Der Arm bleibt dran«, setzte sich Domagk durch. »Wir versuchen es mit meinen neuen Sulfonamiden.« Und tatsächlich: Bereits nach zwei Tagen sank das Fieber, der Arm schwoll ab und Hildegard konnte bald wieder mit ihren Brüdern Fußball spielen. Die Forschung und der Mut ihres Vaters hatten ihr den Arm und das Leben gerettet.
Als Jesus in Qualen am Kreuz hing, da blutete das Herz seines himmlischen Vaters. Aber er rettete seinen Sohn nicht, obgleich er die Macht und die Möglichkeit dazu gehabt hätte. Warum? Um uns Menschen durch den stellvertretenden Tod seines Sohnes die Möglichkeit zum ewigen Leben zu geben. Unvorstellbar, dass ein Vater so handelt. Wie tief muss Gottes Liebe zu uns sein!
Elisabeth Weise