Beim Kinderarzt kam ein sechsjähriges Mädchen herein mit ihrer Mutter. Voller Stolz zeigte sie der Sprechstundenhilfe ihre Halskette: »Schau mal, was ich habe, das hat mir meine Mama geschenkt!« – »Oh, ist das die kleine Hexe? Auch noch vergoldet, wie niedlich, wie süß!« Da meinte die Mutter dazu: »Ja, ich habe die kleine Hexe gewählt, es war eine Sonderbestellung, die Kette ist vergoldet. Die kleine Hexe hat solche Charaktermerkmale wie meine Tochter, das passt zu ihr, deswegen habe ich es ausgesucht!« Als die Mutter mit dem Kind dann zufrieden ins Wartezimmer geht, schaut mich Frau S. an und fragt, ob es nicht süß sei. Ich will nicht heucheln. Viele Gedanken gehen mir durch den Kopf. Ich sage nur: »Es gibt bessere Vorbilder.«
Heute begegnen wir in den meisten Kindereinrichtungen »der kleinen Hexe« (nach dem Kinderbuch von Otfried Preußler), sei es in Büchern, Filmen oder CDs. Darüber hinaus gibt es eine wahre Flut von allerlei schrecklichen Gestalten mit bösen und zerstörerischen Eigenschaften und Fähigkeiten – ein mehr als fragwürdiges Identifikationsangebot.
Interessant ist, wie viele Charaktere und Figuren die Bibel zu bieten hat. Sie alle entstammen aber dem wahren Leben. Auch hier finden sich Licht und Schatten, Vertreter des Guten und des Bösen. Doch beides ist nicht miteinander vermischt, sondern falsches Verhalten wird immer entlarvt und gutes Verhalten niemals glorifiziert. An biblischen Vorbildern kann man lernen, Gutes und Böses zu unterscheiden. Das wiederum ist die Voraussetzung, sich selbst im Licht göttlicher Wahrheit zu betrachten und zu erkennen, wie sehr man auf Gottes Vergebung und Erneuerung angewiesen ist – um ein Mensch zu werden, der ihm gefällt und zu allem Guten in der Welt nützlich ist. Anna Schulz