Hiob hatte drei Freunde. ... Sie hörten von dem Unglück, das Hiob getroffen hatte, und verabredeten sich, ihn gemeinsam zu besuchen. Sie wollten ihm ihr Beileid bezeugen und ihn trösten.
Hiob 2,11
In der biblischen Geschichte von Hiob lesen wir, wie dieser schwer auf die Probe gestellt wird: Innerhalb kürzester Zeit verliert er sein ganzes Hab und Gut, seine Familie und seine Gesundheit. Wie gut ist es, dass Hiob Freunde hat, die von seiner Not erfahren, sich aus ihren alltäglichen Verpflichtungen lösen und sich aufmachen, um ihm beizustehen, mit ihm zu trauern und buchstäblich mit ihm mitzuleiden! Ganze sieben Tage sitzen die Freunde neben Hiob auf dem dreckigen Erdboden, ohne ein Wort zu sagen, da sein Schmerz sie sprachlos macht. Mich berührt diese Anteilnahme und Hingabe und ich möchte sie mir insoweit zum Vorbild nehmen.
Im weiteren Verlauf der Geschichte müssen wir jedoch feststellen, dass die drei Freunde Hiobs nur mittelmäßige, um nicht zu sagen schlechte Tröster sind. Sie fangen an, über die Ursachen für Hiobs Leid zu spekulieren. Sie denken in einfachen Ursache-Wirkung-Kategorien. Doch damit kratzen sie nur an der Oberfläche. So ist schließlich nicht nur Hiob ihr »nichtiges Geschwätz« leid, auch Gottes Urteil über das unsensible Reden der Freude fällt eindeutig aus. Doch dann redet Gott selbst zu Hiob. Nun erkennt Hiob, der Gott für sein Leid zur Rechenschaft ziehen wollte, Gottes Autorität über sein Leben an. Er beginnt zu verstehen, wie groß Gott wirklich ist, und was es für den Menschen bedeutet, dass dieser große Gott sich uns in Liebe und Fürsorge zuwendet. Seine Beziehung zu dem Schöpfer aller Dinge erhält eine ganz neue Qualität und Tiefe, die weit über das Leben vor seinem Leiden hinausgeht.
Der Schlüssel zu Hiobs Trost ist die Erkenntnis, das Gott uns nicht, aber wir sehr wohl Gott brauchen. Er ist die Quelle unseres Lebens. Und er kann auch da trösten, wo menschlicher Trost versagt.
Judith Pohl