»Was ich selber denk und tu, trau ich auch andern Leuten zu.« An diesen Spruch muss ich denken, wenn mir eine Familie einfällt, die gern Pilze sammelt und auch einen kleinen Hund hat, der genau dasselbe zu fressen bekommt, was die Familie isst.
Wieder saßen sie bei einer leckeren Pilzmahlzeit, als sie sahen, wie ihr Hündchen krampfhaft zuckte und sich wand, als ob es starke Schmerzen hätte. »Pilzvergiftung!«, rief einer und sofort sprangen alle auf und rannten zum Auto, um sich im Krankenhaus den Magen auspumpen zu lassen. »Sollten sie tatsächlich einen Knollenblätterpilz übersehen haben, oder hatten die Pilze vielleicht nicht lange genug gekocht?«, fragten sie sich.
Als sie wieder zu Hause waren, blickten sie in den Hundekorb und sahen ihre kleine Hündin umgeben von einer Reihe winziger Welpen, die diese eben zur Welt gebracht hatte.
Ohne ihre Vorliebe für Pilze wäre diese Familie nie auf diese Idee gekommen, die sie so plötzlich ins Krankenhaus scheuchte. Und die »Krankheit« ihrer Hündin hätten sie ebenfalls nicht auf das Pilzgericht geschoben, wenn sie keine Pilzfreunde gewesen wären. Wir sollten daraus lernen, wie abhängig wir von unseren Vorlieben und Abneigungen sind, wenn wir einen Fall zu beurteilen haben.
Wer beten kann, sollte stets Gott um ein nicht vorbelastetes Urteil bitten. Und wer es noch nicht kann, dem möchten wir die großartige, aber auch beängstigende Wahrheit deutlich machen, dass es einen gibt, der sich nicht täuscht und sich nicht täuschen lässt. Er wird am Ende über jeden ein ganz und gar gerechtes Urteil fällen. Darum sollten wir ihn um Frieden und Vergebung bitten, solange es noch Zeit dazu ist.
Anna Schulz