Jesus sprach zu ihr: Ich bin die Auferstehung und das Leben; wer an mich glaubt, wird leben, auch wenn er gestorben ist.
Johannes 11,25
Stellen Sie sich vor, Sie wollten die Alpen überqueren. Nicht mithilfe eines der langen Tunnel, sondern hoch oben über die Pässe. Haben Sie dann die höchste Stelle erreicht, geht es nur noch abwärts. Doch plötzlich stellen Sie fest, dass die Fußbremse nicht mehr funktioniert und auch die Handbremse versagt, und obwohl Sie im ersten Gang fahren, beschleunigt das Auto mit heulendem Motor immer mehr. Im Rückspiegel sehen Sie, dass von Ihrem Fahrzeug eine lange Rauchfahne ausgeht und immer häufiger und heftiger touchieren Sie die Leitplanken. Da, kurz, bevor alles zu spät ist, wird aus Ihrem Auto ein Flugzeug, das Sie aller Not enthebt und Sie geradewegs himmelwärts bringt. Eben noch hatten Sie beobachtet, wie vor Ihnen ein Auto in ähnlicher Lage über die Leitplanken flog und einhundert Meter tiefer samt Insassen an einer Felswand völlig zerschmettert wurde.
Das sind natürlich nur Bilder von der letzten Wegstrecke des Erdendaseins vieler unserer Zeitgenossen. Da meinen die Menschen, das Steuerrad ihres Lebens sicher in den Händen zu halten und mit ihrer Lebenserfahrung allen Eventualitäten gewachsen zu sein, und plötzlich entgleitet ihnen alles. Hilflos müssen sie erleben, wie sie die Kontrolle über ihren Körper, ihr Denken und Empfinden verlieren. Dann wäre es doch schön, wenn man ein Fahrzeug wie James Bond hätte, von dem man mir sagte, es sei ein Auto gewesen, das auch fliegen konnte, und einen tüchtigen Piloten dazu.
So ähnlich muss auch schon vor rund 400 Jahren Paul Gerhardt gedacht haben, als er im Hinblick auf seine Sterbestunde dichtete: »Wenn mir am allerbängsten wird / um das Herze sein, / so reiß mich aus den Ängsten / kraft Deiner Angst und Pein.«
Hermann Grabe