Wilhelm Voigt, ein armer Schuster, wegen kleinerer Delikte im Gefängnis gewesen, versucht wieder Boden unter die Füße zu bekommen, doch er erhält Aufenthaltsverbot für den Großraum Berlin. Um zu einem Pass zu kommen, verkleidet er sich als Offizier und befiehlt einigen Wachsoldaten, ihm bei der »Ausführung eines kaiserlichen Geheimbefehls« zu helfen. In Köpenick beschlagnahmt er die Stadtkasse und verhaftet das Personal. Doch findet er nicht, was er sucht: leere Pässe. Also alles umsonst. – Schließlich fliegt alles auf. Der Schuster landet wieder im Gefängnis. Aber die Geschichte gelangt in die Presse. Die Öffentlichkeit kommt aus dem Lachen nicht mehr heraus. Kritiker überschlagen sich mit ihrer Kritik an den deutschen Zuständen. Wahrscheinlich hat das alles dem Schuster geholfen. Denn Kaiser Wilhelm ließ ihn nicht allzu lange »sitzen« und begnadigte ihn 1908. Später hat der Schuster seine Geschichte auf Jahrmärkten verkauft.
Im gleichnamigen Drama Zuckmayers (1930) unterhält sich der Schuster mit seinem Schwager über das Leben im Allgemeinen und sagt: »… dann stehste vor Jott dem Vater, der alles jewerkt hat, vor dem stehste denn, un der fragt dir ins Jesichte: Schuster Willem Voigt, wat haste jemacht mit dein Leben, un dann muss ick sagen: Fußmatte … Fußmatte, muss ick sagen, … und Jott der Vater sagt zu mir: Jeh weg, sagt er … deswegen hab ick dir det Leben nich jeschenkt.«
Worauf es im Leben ankommt und was Gott von uns erwartet, sagt uns die Bibel ganz klar: dem Maßstab seiner Gerechtigkeit zu entsprechen und danach zu handeln. Dazu befähigt er alle, die seine Vergebung in Jesus Christus in Anspruch nehmen und täglich immer wieder neu seine Kraft und Hilfe zu einem Leben in Gerechtigkeit erbitten. Karl-Otto Herhaus