Was ist das für eine Aufforderung, dem Frieden nachjagen? Das klingt ziemlich anstrengend. Andererseits wird klar, dass Frieden nicht selbstverständlich ist. Auch in der Ehe muss man sich täglich darum bemühen. Die Ehe ist die engste Lebensgemeinschaft unter den Menschen; die Voraussetzung für Frieden ist hier am ehesten gegeben, weil zwei Menschen sich lieben. Solange Liebe gegeben und empfangen wird, ist die (Ehe-)Welt in Ordnung.
Doch die Frage ist schon berechtigt, ob das Miteinander in der Ehe immer süß für den anderen ist. Bitterkeit kann z. B. aufkommen und den Frieden in Gefahr bringen, wenn der Mann ganz in seiner Berufswelt aufgeht und seine Frau an Erfolgen und Niederlagen nicht teilnehmen lässt. Dabei könnte er sicher auch die Mitfreude seiner Frau oder auch ihren Trost und ihre Ermutigung in seinem eigenen Leben bereichernd erfahren.
Solches Sich-mitteilen muss gelernt werden. Dazu ist es erst einmal nötig, dass man erkennt, dass Anteilgeben an der eigenen inneren Verfassung zum Grundprinzip einer guten Ehe gehört. Und dass auch das Wissenwollen um den »Seelenzustand« des Ehepartners mehr ist als Neugierde. Dass es zu einer guten Beziehung dazugehört wie Essen und Trinken für den Körper. Der Nährboden für aufkommende Bitterkeit und Unfrieden ist mangelnde Kommunikation in der Ehe. Besser, eine Viertelstunde früher aufstehen und bewusst miteinander den Tag beginnen oder einen kurzen gemeinsamen Spaziergang am Abend mit dem so wichtigen Austausch unternehmen, als einen Keim der Bitterkeit zulassen und den Frieden auf ’s Spiel setzen. Eberhard Liebald