Simon Petrus ist müde und enttäuscht. Mit seinen Kollegen hatte er sich die letzte Nacht um die Ohren geschlagen. Ihr Beruf als Binnenfischer ist anstrengend genug. Und wenn dann noch die Netze leer bleiben, macht sich übelster Frust breit. Aber was ist das heute nur für eine Menschenmenge am Ufer? Ach so, der Zimmermann aus Nazareth predigt hier mal wieder.
Plötzlich wird er aus seinen Gedanken gerissen. Dieser Jesus fragt ihn, ob er ihn mit seinem Boot ein paar Meter vom Ufer wegrudern könne, damit er von dort aus predigen kann? Na klar, geht doch.
Nachdem Jesus die Predigt beendet hat, dreht er sich zu Simon um und »belohnt« ihn mit einem eigenartigen Auftrag für seine Hilfsbereitschaft: »Fahre hinaus auf die Tiefe, und lasst eure Netze zu einem Fang hinab!« – Simon, dem erfahrenen Fischer, schießen nun sicher allerhand Gedanken durch den Kopf: Sein Gefühl sagt ihm, dass er müde ist. Seine Erfahrung sagt ihm: »Das bringt nichts! Kein Fischer fährt am helllichten Tag raus.« Sein Verstand sagt ihm: »Jesus, du bist Zimmermann und ein faszinierender Prediger; aber ich bin Fischer! Schuster, bleib bei deinen Leisten!«
Es ist erstaunlich, dass Simon Jesus nicht sein Gefühl, seine Erfahrung oder seinen Verstand entgegenhielt, sondern antwortete: »Meister, wir haben uns die ganze Nacht hindurch bemüht und nichts gefangen, aber auf dein Wort hin will ich die Netze hinablassen!« Wie kommt er dazu? Er hatte wohl gut zugehört und verstanden, was er später einmal so ausdrückte: »Herr, du hast Worte des ewigen Lebens!« (Johannes 6,68). Er folgte der Anweisung Jesu und erlebte den größten Fischfang seiner Karriere – und dazu die Wende zu einem völlig neuen Leben: befreit von aller Schuld einem neuen Herrn und Meister zu dienen. Eberhard Platte