Bei der Krankengymnastik an Geräten bekommt man im Therapiezentrum schon mal die eine oder andere Unterhaltung zwischen Therapeut und Patient mit. Häufig geht es neben Krankheit und Verletzung auch um allgemeines Zeitgeschehen.
Kürzlich unterhielt man sich dort über den Wert des Glaubens. Ein Patient erwähnte, er habe ein christliches Elternhaus gehabt, seine Eltern seien regelmäßig zur Kirche gegangen und hätten auch in schwierigen Situationen immer einen inneren Halt gehabt. Der Therapeut sagte dann, er sei aus der Kirche ausgetreten, da sie ihm nichts wirklich bieten könne, sondern nur viel verbiete. Daraufhin kam seitens des Patienten, der doch irgendwie von dem inneren Halt durch den Glauben an eine höhere Macht überzeugt war, folgender »Kompromissvorschlag«: Auch bei der schweren Krankheit seines Nachbarn war dessen Familie ganz ruhig im Vertrauen auf Gott, der schon alles zum Guten führen werde. Außerdem sei die Kirche ja heute längst nicht mehr so bevormundend wie früher. Zusammenleben ohne Trauschein sei längst akzeptiert und Vorschriften zum Alkoholkonsum mache einem die Kirche auch nicht mehr.
Da musste ich über unseren heutigen Tagesvers nachdenken. Kann man sich das Christsein und den damit verbundenen inneren Halt so zurechtschneidern? Kann man leben, wie man selbst es will, ohne jede Unterordnung unter Gottes Gebote? Und darf man dann Hilfe, Trost und Sicherheit von Gott erwarten?
Gottes Wort sagt uns etwas anderes. Wer ihm vertraut statt auf sich selbst, und wer Gott sein Leben ganz übergibt, dem gilt Gottes Gnade und sein tiefer Frieden. Ein solcher hat inneren Halt auch in Zeiten von Krankheit, Krieg oder sonstiger schwerer Not. Hartmut Ulrich