Auf einer großen Messe hatte ein fleißiger Schriftenmissionar bei seinem Stand zwei Säulen aufgebaut. Auf einer stand »Gott«, und auf der anderen »Menschen«. Wenn Leute vorbeigingen, sprach er sie an und hielt ein Brettchen zwischen die beiden Säulen, auf dem »Gute Werke« stand. Ließ er es los, fiel es zwischen den Säulen hinunter, weil es den Zwischenraum nicht überbrücken konnte. Es war zu kurz. Genauso erging es mit dem Brettchen »Eigene Bemühungen« wie auch mit dem Brettchen »Zu einer Kirche gehören«. Dann nahm der Missionar ein Kreuz, das beim Loslassen aber auf den Säulen hängen blieb, weil die Arme lang genug waren.
»Na«, denkt vielleicht mancher jetzt, »nicht besonders originell! So etwas hat man doch schon hundertmal gehört.« Aber einmal stand ein vornehm wirkender Herr dabei, und der faltete plötzlich die Hände und sagte laut: »Endlich verstehe ich!«
Ja, manche Leute haben es hundertmal gehört, dass Christi Kreuz allein die tiefe Schlucht zwischen dem heiligen Gott und uns sündigen Menschen überbrücken konnte. Denn Christus hat die Schuld für uns bezahlt. Welch ein Glück für jeden, der es einmal auf sich selbst anwendet und dann auch sagen kann: »Endlich verstehe ich es!« Im Kopf ist es bei vielen längst klar; aber im Herzen nicht, weil man zu stolz für eine Bankrotterklärung vor Gott ist.
Gott weiß besser als Sie selbst, wie bankrott Ihr Anständigkeitskonto ist. Er will nur, dass Sie sich dazu stellen. Dann ist alles gut. So lieb hat er jeden Menschen. Er will nicht, dass irgendjemand ewig verloren geht, darum auch heute diese Kalenderseite!
Hermann Grabe