Laut hallten die Hammerschläge durch die Luft. Doch hier wurde kein Haus gebaut oder sonst etwas gezimmert. Hier geschah vielmehr das Ungeheuerlichste, das sich je in dieser Welt ereignet hat: Menschen nagelten Jesus Christus, den Sohn Gottes, an ein Holzkreuz, um ihn dort eines langsamen und unsäglich grausamen Todes sterben zu lassen.
Und wo war Gott? Ließ er es einfach zu, dass Menschen so mit seinem Sohn verfahren konnten? – Ach, gerade dazu hatte Gott ja seinen Sohn in diese Welt gesandt, dass der ewig Unsterbliche hier für sündige, verlorene Menschen sterben sollte, um sie vom ewigen Tod zu erlösen.
Und wie verhielt sich Jesus bei dieser Tortur? Flehte er um Erbarmen? Verfluchte er seine Peiniger? – Nichts von alledem! Er betete für sie! »Vater, vergib ihnen!« Oft hatte Jesus seinen Zuhörern gesagt: »Liebt eure Feinde, tut wohl denen, die euch hassen!« Und das waren bei ihm nicht nur wohlklingende Worte, sondern so verhielt er sich auch selbst, auch jetzt in dieser furchtbaren Situation.
Die Feinde zu lieben, ihnen Gutes zu wünschen, das zählt für uns Menschen zu dem Schwersten, das von uns verlangt werden kann. Doch der Sohn Gottes hatte diese Größe. Er erfüllte seinen Auftrag, stellvertretend für alle Menschen dieser Welt die Strafe für ihre Sünden zu tragen. Dadurch sollte jeder, der an ihn glaubt, von seiner verdienten Strafe – der ewigen Trennung von Gott in der Hölle – frei kommen können. Er wusste, dass seine Henker kaum etwas von der Tragweite dieses Geschehens verstanden, und deshalb betete er für sie. Nirgendwo sonst hat sich die Liebe Gottes und Jesu Christi deutlicher gezeigt als am Kreuz, an dem Jesus Christus starb. Otto Willenbrecht