Hätte es vor 2000 Jahren schon einen Verfolgungsindex gegeben, dann hätte Jesus Christus wohl darin ganz oben gestanden. Schon kurz nach seiner Geburt trachtete ihm Herodes nach dem Leben, sodass Joseph und Maria mit ihm nach Ägypten fliehen mussten. Seine Kindheit verbrachte er zwar ohne Zwischenfälle in Nazareth, aber als er dann mit 30 Jahren begann, an verschiedenen Orten zu predigen und Wunder zu tun, verärgerte er die damaligen Führer der Juden dermaßen, dass sie schon bald beschlossen, ihn zu töten. Fortan folgten sie ihm auf Schritt und Tritt, versuchten permanent, ihn mit heimtückischen Fragen zu überlisten, und zermarterten sich das Hirn darüber, wie sie ihn beseitigen könnten.
Aber nicht nur die Führer der Juden lehnten ihn ab, auch einfache Leute aus dem Volk. Wo immer Jesus auftrat, teilten sich die Menschen in zwei Lager. Einige wenige liebten ihn, die meisten hassten ihn, besonders solche, die sich um ihre Macht und ihren Einfluss sorgten. Wie groß muss ihre Erleichterung gewesen sein, als sie den verhassten Feind dann endlich am Kreuz hängen sahen. Sie verhöhnten ihn und fühlten sich ganz sicher als die großen Sieger.
Aber wenn ich den Tagesvers lese, frage ich mich, ob nicht einige von ihnen doch einen großen Schrecken bekamen, als Jesus sprach: »Es ist vollbracht!« Musste ihnen nicht klar werden, dass sie eigentlich nur Werkzeuge in Gottes Plan waren? So betonten es zumindest seine Jünger später, als sie Jesus, den Retter, verkündigten (Apostelgeschichte 2,22-24). Als Jesus diese Worte aussprach, bedeutete dies, dass etwas zu Ende geführt wurde, was von langer Hand geplant war. Die vermeintlichen Sieger waren also gar keine. Sie waren Verlierer, weil sie dem Sohn Gottes nicht geglaubt hatten.
Anne Paschke