Sokrates - Sie wissen doch, das war der weise Mann aus dem alten Griechenland, der sich selbst vergiften musste -, also dieser Sokrates stand einmal mit einer Gruppe von Schülern in Piräus, dem Hafen von Athen, und sah zu, wie große Mengen der unterschiedlichsten Waren aus den Schiffen an Land getragen oder von da an Bord gebracht wurden.
Nachdem er einige Zeit zugeschaut hatte, strich er sich mit einer Hand vergnüglich seinen Bart und sagte zu seinen Schülern: »Wie viele Dinge gibt es doch auf der Welt, die ich nicht brauche!«
Was würde er wohl sagen, wenn er einen der riesigen Konsumtempel, eins der großen Einkaufszentren unserer Tage zu sehen bekäme? Ich denke, er würde angesichts des erdrückenden Überangebots nur verständnislos den Kopf schütteln.
Wenn wir überlegten, was wir wirklich zum Leben brauchen, kämen wir sicher mit unserem Geld bestimmt besser aus und behielten auch noch etwas, um anderen Leuten zu helfen, die in Not geraten sind. Das gelingt uns natürlich besser, wenn wir wirklich glauben können, dass wir nur die Verwalter dessen sind, was Gott uns anvertraut hat, und wenn uns bewusst bleibt, dass Verwalter am Ende Rechenschaft von ihrer Haushalterschaft ablegen müssen. Wenn wir stattdessen meinen, alles für uns verbrauchen zu dürfen, weil niemand Rechenschaft fordern wird und wir nur dies eine Erdenleben zu erwarten haben, dann wird man selbstverständlich herausholen, was herauszuholen ist. Und dann bleibt meist wenig für andere übrig. Daran sieht man, dass der Glaube nicht reine Herzenssache ist, sondern sich sehr praktisch auf unsere Lebensführung und auf unser Miteinander auswirkt.
Hermann Grabe