Wenn es nicht die vielen Filme über sie gäbe, würde man heutzutage diese Dame wohl längst vergessen haben, auch wenn sie den Beinamen »die Große« schon recht früh trug. Sie ist übrigens die einzige Frau, die diesen Titel für sich erobern konnte. Das sollte heute, an ihrem 225. Todestag, ein Grund sein, ihrer zu gedenken.
Sie war also im 18. Jahrhundert Zarin des Russischen Reiches, und sie hat eine Menge bewegt in diesem Land. Von Geburt war sie ein deutsches Mädchen aus Sachsen-Anhalt, das im Alter von vierzehn (!) Jahren auserkoren wurde, den Kronprinzen des Zarenreiches zu heiraten. Ihr Mann, der spätere Zar Peter III., war in jeder Hinsicht ein Versager; er spielte am liebsten mit seinen Zinnsoldaten.
Katharina dagegen, seine Gemahlin, lernte in kürzester Zeit fließend Russisch und übernahm nach der Krönung ihres Mannes praktisch alle Regierungsgeschäfte. Als Peter bald darauf einer Offiziersverschwörung zum Opfer fiel, regierte die Zarin Katharina von da an allein. Unter ihr stieg Russland zu einer europäischen Führungsmacht auf. In Kriegen gegen die Türken erreichte Russland nun die Schwarzmeerküste und eroberte die Krim. Auch im Innern des Riesenreiches wirkte sie rastlos. Am Ende ihres Lebens musste sie noch das Wetterleuchten der Französischen Revolution erleben, ein Ereignis, das in Gestalt Napoleons das russische Reich empfindlich treffen sollte.
Ob sie in ihrem Leben auch die Erfahrung machte, dass alles menschliche Bestreben letztlich ein »Haschen nach Wind« ist, wissen wir nicht. Aber fest steht, dass Gottes Berufung zum ewigen Leben nicht vorzugsweise denen gilt, die Großes in dieser Welt geleistet haben, sondern denen, die sich ihrer Schwachheit bewusst sind und sich demütig unter seine Hand beugen. Karl-Otto Herhaus