Seit wir das Licht der Welt erblickt haben, begleitet uns unsere Sehkraft als wertvolles Geschenk. Doch das Auge ist empfindlich und gutes Sehen keine Selbstverständlichkeit. Viele Menschen müssen seit ihren Kindheitstagen eine Brille tragen. Für andere wird die Brille erst ein Thema, wenn sich die Altersweitsichtigkeit bemerkbar macht. Auch ich benötige seit geraumer Zeit eine Lesebrille. Mit ihr kann ich immerhin besser lesen. Das bedeutet aber leider nicht, dass ich in wichtigen Dingen mehr »Durchblick« habe.
Aber wäre das nicht eine geniale Erfindung? Ein Brille, mit der man in die Lage versetzt wird, zum Beispiel Chancen im Leben klarer zu sehen, Unwägbarkeiten besser zu durchschauen oder Gefahren frühzeitiger zu erkennen. Wie hilfreich wäre ein optisches Instrument, womit man sich auf das Wesentliche im Leben fokussieren oder wichtige Details vergrößern könnte. Wenn es um existentielle Fragen geht, haben wir ja oft einen »Knick in der Optik« und beurteilen sie falsch. Was macht wirklich Sinn? Davon haben wir nur eine verschwommene Vorstellung. Wie sieht unsere Zukunft aus? Da tappen wir im Dunkeln. Tja, und wenn es gar um die Frage nach Gott geht, da sind wir blind. Um Gott erkennen zu können, hilft keine Brille. Er selbst muss uns »die Augen« öffnen.
Einmal tastete und kämpfte sich ein blinder Mann lautstark und verzweifelt zu Jesus vor. Als dieser sich erkundigte, was er denn für ihn tun könne, platzte es aus ihm heraus: »Herr, ich möchte sehen können!« (Lukas 18,41). Jesus erkannte seinen Glauben, und augenblicklich wurde der Blinde geheilt und das Augenlicht wiederhergestellt. Welche Person sah er dann zuerst vor sich? Den Sohn Gottes, den er ab diesem Moment treu begleitete. Arndt Plock