Alle Religionen gehen von einer Trennung zwischen Gott und Mensch aus. Auf der einen Seite ist Gott - welche Vorstellung man auch von ihm haben mag - und auf der anderen der Mensch. Dazwischen ist eine tiefe und breite Kluft. Jede Religion beschreibt nun, wie wir eine Brücke zu Gott bauen können. Das ist der gemeinsame Nenner, so verschieden die »Bauanleitungen« auch sein mögen. Der Mensch baut sich seine Brücke selber. Um mit einem anderen Bild zu sprechen: er ist stark genug, sich selber durch gute Werke, Gebete, Meditation, Ertragen von Leid etc. aus dem Sumpf zu ziehen. Da sich in diesem Punkt alle Religionen gleichen, hat keine einen Vorsprung vor den anderen. Jede muss daher auch gegenüber den anderen Wegen tolerant sein!
Die Botschaft des Neuen Testaments ist diesem Denken diametral entgegengesetzt: Gott allein hat die Brücke gebaut! Er hat sie bauen müssen, weil wir dazu niemals in der Lage sind. Wie könnte sich ein fehlbarer Mensch - und das sind wir alle - einem absolut heiligen Gott nähern? Deswegen ist Gott zu uns gekommen, indem er zuerst Mensch wurde. Als Mensch ist er stellvertretend für uns Menschen gestorben. Seine Auferstehung zeigt, dass diese Brücke auch über den Tod hinaus hält! Nicht eine »Bauanleitung von Verhaltensregeln«, sondern eine Person, genauer gesagt eine persönliche Beziehung zu dieser Person ist das Entscheidende. Wir sind nur herausgefordert, zu Jesus Christus Stellung zu beziehen! Sag ich »Ja« oder »Nein« zu ihm?
Nein, es sind nicht alle Wege gleich! Es geht auch nicht um Toleranz, sondern um die Wahrheit. Günter Neumayer