Wie wunderbar sind deine Werke!
Psalm 66,3
Spinnen können hochfeine Fäden mit einer so erstaunlichen Kombination mechanischer Eigenschaften herstellen, dass Materialwissenschaftler ins Schwärmen geraten. Bei hoher Zugfestigkeit (vergleichbar mit Stahl) ist die Spinnenseide gleichzeitig sehr elastisch. Der Rahmenfaden eines Spinnennetzes mit einer Zugfestigkeit im Bereich von einer Milliarde Pascal (= 1 GPa) reißt bei einem Durchmesser von einem Millionstel Meter (1 ?m) unter einer Last von bis zu 80 Milligramm. Umgerechnet auf ein Seil von 1 cm Durchmesser geschieht dies erst bei einer Last von 8 Tonnen. Es ist überaus erstaunlich, dass ein so leichtes organisches Material wie Spinnenseide solche Werte aufweist. Die gleichzeitige Festigkeit und starke Dehnbarkeit macht das Material so außergewöhnlich.
Eine einzelne Radnetzspinne wie z. B. die Gartenkreuzspinne (Araneus diadematus) kann bis zu sieben verschiedene Fadensorten zugleich herstellen. Jeder Faden ist dabei für eine spezielle Aufgabe optimiert: Festigkeit der Rahmenfäden, Klebrigkeit und Dehnbarkeit der Fangfäden. Wissenschaftler versuchen, die Geheimnisse dieses Materials zu entschlüsseln. Obwohl Spinnenseide im Wesentlichen nur aus zwei Proteinen aufgebaut ist, ist der Bauplan bisher trotz intensiver Forschung nicht bekannt. Unklar ist auch, wie die Struktur zu derart besonderen mechanischen Eigenschaften führt. Genau diese Kenntnisse wären aber erforderlich, um das Erfolgsrezept der Spinnenseide auch für den Menschen in künstlichen Materialien nutzbar zu machen. Diese wunderbaren Eigenschaften ihrer Seide haben sich die Spinnen sicher nicht selbst ausgedacht. Was jeden Materialwissenschaftler zum Staunen bringt, zeigt, dass dahinter eine wahrhaft göttliche Schöpferintelligenz stehen muss.
Werner Gitt