Nun war ihr Herr bei ihnen im Boot, und sogleich »legte sich der Wind«. Alles, was sie bis eben noch in helle Aufregung versetzt hatte, lag jetzt zu den Füßen des großen Meisters, des Schöpfers Himmels und der Erden. Und auch die Jünger sanken vor ihm auf die Knie und beteten ihn an. Sie erkannten in dem, der da neben ihnen im Boot stand, den Sohn Gottes. Endlich hatten sie gelernt, was sie lernen sollten.
Damals, als sie meinten, sie hätten so schön gepredigt und Kranke gesund gemacht, hatten sie noch eine Menge zu lernen. Und auch als sie die vielen Brote und Fische verteilten, kamen sie sich noch reichlich wichtig vor. Da, auf »ihrem« See Genezareth lernten sie schon etwas von ihrer Ohnmacht gegenüber allem, was ihnen entgegentrat. Aber jetzt, bei dem Wandeln auf dem Wasser und in dem liebevollen Umgang des Meisters mit ihnen, da erkannten sie, wohin sie gehörten: zu den Füßen dieses großen, herablassenden Gottessohnes, der nicht davon abließ, sie auf die richtige Spur zu setzen, bis sie es endlich begriffen hatten.
Gott ist der Einzige, dem immer alle Ehre zukommt. Was Menschen Großes leisten mögen, ist ihnen alles vorher geschenkt worden. Nur Gott hat sich bei niemand zu bedanken. Er ist die Quelle alles Guten und Vollkommenen. Und wir haben erst richtig ausgelernt, wenn wir in unserem Denken immer zu seinen Füßen bleiben. Das wird allerdings erst im Himmel ohne Mängel stattfinden. Aber wir sollten es zu unserem Heil hier schon fleißig üben. Da herrscht auch immer großer Friede und wunderbare Sicherheit - wie damals, als der Herr zu ihnen gekommen war.
Hermann Grabe