Im Krankenhaus. Die Nacht vor der Operation. Ich fühle mich allein. Die Gedanken rasen. Eine unheimliche Stille. Nur das Atmen des Bettnachbarn ist zu hören. Irgendwann schlafe ich ein. Dann der neue Tag. Der Narkosearzt klärt mich über die Folgen der Operation auf, die auftreten können. Ich unterschreibe alles. Was bleibt mir auch anderes übrig? Mein Bettnachbar, ein junger Mann, ist als nächster dran. Er sagt mir: »Ich habe furchtbare Angst, wie konnten Sie nur so ruhig sein, als der Narkosearzt Sie über die Folgen und möglichen Schäden aufklärte, die eintreten können? Es ist einfach schrecklich, wenn man den Händen der Ärzte so hilflos ausgeliefert ist!«
Tja, das ist die Situation: hilflos ausgeliefert! Ich kann ihm sagen, dass nicht die Hände der Ärzte allein entscheidend sind, sondern dass hinter diesen Händen die Hand Gottes ist. »Wie kann das aussehen?«, will der junge Mann wissen. Seine Frage bringt auch mich zum Nachdenken: »Wissen Sie, wenn Sie in den Narkoseschlaf fallen, bekommen Sie nichts mehr mit. Aber egal, wie tief ich falle, wie tief ich versinke, die Hand Gottes ist gerade auch in dieser Tiefe da.Und auch die Hände der Ärzte sind in der Hand Gottes!«
Mir wird neu klar: Wie tief ich auch sinken mag, die Hand Gottes ist noch tiefer, sie hält mich, sie fängt mich auf. Als der junge Bettnachbar zur Operation gebracht wird, rufe ich ihm zu : »Ich bete für Sie! Gott ist bei Ihnen!« Einige Tage später sagt er zu mir: »Jetzt bin ich überzeugt, dass Ihr Gebet geholfen hat! Gott scheint Realität zu sein. Ich muss darüber nachdenken, dass ich mein Leben ändern muss!« Jochem Keil