Der belgische Medizin-Nobelpreisträger Christian de Duve ist tot. Wie erst später bekannt wurde, nahm der 95-Jährige Sterbehilfe in Anspruch. Zuvor vertraute de Duve der Brüsseler Zeitung »Le Soir« seine Gedanken über den Tod an. »Ich habe vor dem Danach (nach dem Sterben) keine Angst, denn ich bin nicht gläubig«, sagte de Duve in dem bereits Anfang April 2012 geführten Gespräch mit der Zeitung. »Ich werde verschwinden, es wird nichts bleiben.«
Da könnte man diesem klugen Mann ja eigentlich gratulieren, dass er keine Angst vor dem Tod hat; denn die plagt unzählige Menschen, nicht nur am Ende des Lebens, sondern oftmals bei den kleinsten Anlässen. Mir kommt allerdings seine Begründung nicht sehr stichhaltig vor, und ich hätte von einem so berühmten Menschen schon etwas Handfesteres erwartet. Nur weil er nicht gläubig ist, gibt es kein Jenseits? Dann entscheidet ja unser Glaube über die Existenz von Himmel und Hölle. Das kommt mir nicht klüger vor, als wenn jemand sagte, Schwefelsäure sei für ihn bekömmlich, weil er nicht glaubt, dass sie schreckliche Verätzungen hervorruft. Das täte sie nur bei Leuten, die das glauben. Vielleicht sagt jetzt jemand, das sei ein schlechter Vergleich, weil man Schwefelsäure sehen kann, das Jenseits aber nicht. Das stimmt; aber es gibt vieles, was unsichtbar ist und doch existiert.
Was ich sagen will, ist dies: Falls auch nur eine geringe Wahrscheinlichkeit für unser ewiges Sein bestünde, müsste man alles daransetzen, dass man diese Ewigkeit nicht in der Gottesferne zubringen muss. Gott lädt uns heute aufs Neue zu sich ein. Das dürfen wir um unseres ewigen Glücks willen auf keinen Fall verscherzen.
Hermann Grabe