Elizabeth Barrett Browning war eine der bekanntesten Dichterinnen des Viktorianischen Zeitalters und der große Stolz ihres Vaters. Er ließ das begabte junge Mädchen zu Hause unterrichten und förderte Elizabeths Liebe zu Sprache und Literatur. Als Jugendliche wurde sie krank und hütete viele Jahre lang das Bett. Aus Angst um ihre Gesundheit wurde sie von ihrem Vater weitgehend von der Außenwelt abgeschirmt. Als Elizabeth 39 Jahre alt war, verliebte sie sich in den sechs Jahre jüngeren Dichter Robert Browning. Doch der Vater war so strikt gegen die Beziehung, dass die beiden heimlich heirateten und nach Italien flohen. Hier lebte Elizabeth auf. Sie verfasste ihre bekanntesten Gedichte, wurde nach zwei Fehlgeburten endlich Mutter. Von allen Erlebnissen schrieb sie ihrem Vater nach Hause, denn noch immer fühlte sie sich ihm verbunden. Sie tröstete sich, dass er durch die Briefe weiter Anteil an ihrem Leben nehmen konnte – auch wenn sein Stolz ihm eine Antwort unmöglich machte. Einige Jahre später dann der große Schlag: Alle Briefe, die sie an ihren Vater geschrieben hatte, erhielt sie ungeöffnet zurück! Keinen einzigen hatte er gelesen.
Wie weh tut es, wenn Liebe nicht erwidert wird! Wenn man sich Mühe gibt, etwas von seinen Empfindungen zu schreiben, und dann erfährt, dass der andere gar nichts davon wissen möchte. Als ich von dieser Geschichte hörte, fragte ich mich, ob es Gott nicht ähnlich mit uns Menschen geht. Trotz unserer Fehler liebt er uns und möchte sich uns mitteilen. Er hat ein ganzes Buch geschrieben, in dem er seine Absichten, seinen Charakter und seine Liebe offenbart: die Bibel. Doch viele Menschen kümmern sich nicht darum und öffnen dieses Buch nicht einmal. Ob Gott das nicht auch wehtut?
Elisabeth Weise