Einmal in der Woche, in der letzten Stunde am Freitag, haben alle Klassen unserer Schule eine sogenannte Tutorenstunde. In dieser Stunde ist der Klassenlehrer oder Tutor mit seiner Gruppe zusammen. Zunächst lässt der Klassenleiter die vergangene Woche Revue passieren, danach wird die kommende Woche geplant, und die dafür notwendigen Arbeiten und Aufträge werden angesagt und vergeben.
Im Zeitalter der begrenzten Aufmerksamkeitsspanne gelingt es selten, mehr als maximal zwei Sätze zusammenhängend zu sprechen, bevor nicht schon drei Hände in der Luft sind, um das Minimale der beiden ersten Sätze erst einmal zu kommentieren oder Fragen dazu zu stellen. Der vierte Schüler hat zu diesem Zeitpunkt bereits ganz auf die Meldung verzichtet und das, was ihm gerade zum Thema durch den Kopf schoss, einfach unaufgefordert in den Raum abgefeuert. In den meisten Fällen würden sich nahezu alle spontanen Zwischenfragen und voreiligen Kommentare erledigt haben, wenn man nur dem Lehrer – wie es sich für eine geordnete Gesprächskultur gehört – bis zum Ende der Einleitungsansprache mit Respekt und Geduld zuhören würde.
Bevor Hesekiel überhaupt seinen Mund öffnet, redet Gott vier Kapitel lang zu ihm. Erst nachdem es achtmal hieß: »Und er sprach zu mir«, hört man zum ersten Mal die Stimme Hesekiels mit den Worten »Ach, Herr!« (Hesekiel 4,14). Vor allem eigenen Reden und Handeln stehen zuerst die Mitteilungen Gottes an uns, damit wir wissen, was zu sagen und was zu tun ist. Wie damals bei Hesekiel empfiehlt es sich auch heute, jeden Tageslauf zu beginnen, indem man das von Gott kommende »Höre, was ich zu dir rede!« beachtet. Martin von der Mühlen