Gestern lasen wir von Freundlichkeit, heute von Gutsein. Da könnte man meinen, das sei doch so ungefähr dasselbe; aber der Grundtext des Neuen Testaments meint mit »Güte« die moralische Vollkommenheit, das wahrhaft Gute.
So kam zu Jesus ein junger Mann, der es aufgrund seines Reichtums schon zu einem »Obersten« im Volk der Juden gebracht hatte. Er hatte also so ziemlich alles. In seiner Sammlung fehlte nur noch die Gewissheit, am Ende seines Lebens in den Himmel zu kommen. Um eine wohlgefällige Antwort zu erreichen, redete er den Herrn mit »guter«, d. h. in moralischer Hinsicht vollkommener, »Meister« an. Jesus durchschaute ihn und sagte, dass nur einer moralisch vollkommen sei, nämlich Gott. Hätte der junge Mann den Durchblick des Petrus gehabt, dann hätte er begeistert geantwortet: »Du bist doch der Sohn des lebendigen Gottes!« Aber das war ihm durchaus nicht klar. Als Jesus ihm sagte, er sollte alles, was er hat, verkaufen und verschenken, ging er traurig weg. Damit war nicht gesagt, man müsse nur reich genug sein, dann könne man sich den Himmel erkaufen. Vielmehr hieß es: Wenn du mich lieb hättest und wenn du begreifen könntest, was ich für dich tue, dann würdest du allen irdischen Besitz gern für mich hingeben, weil ich dir einen Platz im Himmel schenken kann und will. So hatten es nämlich die zwölf Jünger gemacht. Sie waren nicht sehr reich; aber sie hatten doch alles verlassen, um ihrem vollkommenen Meister nachzufolgen.
Einzig die Liebe zu Jesus bewirkt, dass wir das vollkommen Gute tun können, das, was Gott wohlgefällt, und das, was seinem Wesen entspricht und wodurch wir in den Himmel kommen können. Haben Sie diese Liebe schon kennengelernt?
Hermann Grabe